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Ertragsteuerliche Behandlung von Aufwendungen für VIP-Logen in Sportstadien (§ 4 Abs. 4 und 5 Einkommensteuergesetz (EStG))
Ertragsteuerliche Behandlung von Aufwendungen für VIP-Logen in Sportstadien (§ 4 Abs. 4 und 5 Einkommensteuergesetz (EStG))
vom 9. Januar 2004
Nach Auffassung der Vertreter der obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder gilt für die ertragsteuerliche Behandlung von „VIP-Maßnahmen“ Folgendes:
Die Beurteilung von Aufwendungen für VIP-Logen in Sportstadien richtet sich nach den allgemeinen Grundsätzen des § 4 Abs. 4 EStG und § 5 EStG in Verbindung mit dem speziell zum Sponsoring ergangenen BMF-Schreiben vom 18.02.1998 (BMF, Schreiben vom 18.02.1998, BStBl I 1998, 212).
Folgende Möglichkeiten sind dabei in Betracht zu ziehen:
1. VIP-Aufwendungen für Geschäftsfreunde
- Geschenke
Wendet der Steuerpflichtige seinen Geschäftsfreunden unentgeltlich Leistungen zu (beispielsweise Eintrittskarten), um geschäftliche Kontakte vorzubereiten und zu begünstigen oder um sich geschäftsfördernd präsentieren zu können, kann es sich um Geschenke im Sinne von § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 EStG handeln, die nur abziehbar sind, wenn die Anschaffungs- oder Herstellungskosten der dem Empfänger im Wirtschaftsjahr zugewendeten Gegenstände insgesamt 40 € nicht übersteigen. Der Geschenkbegriff des § 4 Abs. 5 Nr. 1 EStG entspricht demjenigen der bürgerlich-rechtlichen Schenkung.
Erfolgt die Zuwendung dagegen als Gegenleistung für eine bestimmte in engem sachlichen oder sonstigem unmittelbaren Zusammenhang stehende Leistung des Empfängers, fehlt es an der für ein Geschenk notwendigen unentgeltlichen Zuwendung. Die Aufwendungen sind dann grundsätzlich unbeschränkt als Betriebsausgaben abziehbar. - Bewirtung
Aufwendungen für die Bewirtung von Geschäftsfreunden aus geschäftlichem Anlass sind gemäß § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 EStG unter den dort genannten Voraussetzungen beschränkt abziehbar. Eine Bewirtung i. S. d. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 EStG liegt vor, wenn Personen beköstigt werden und die Darreichung von Speisen und/oder Getränken eindeutig im Vordergrund steht (R 21 Abs. 5 EStR 2002). Die Beurteilung der Art der Aufwendungen richtet sich grundsätzlich nach der Hauptleistung. Ist die im Regelfall nicht durch Bewirtungsleistungen geprägte Veranstaltung als unentgeltliche Zuwendung an die eingeladenen Gäste i. S. d. Geschenkbegriffs des § 4 Abs. 5 Nr. 1 EStG zu werten, weil auf die Bewirtung nur ein geringer Anteil des Wertes und des Umfangs der Leistung entfällt, so sind die hierbei anfallenden Aufwendungen für Speisen und Getränke angesichts ihres „akzessorischen Charakters“ dem Abzugsverbo t der Vorschrift des § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 EStG zu unterwerfen. Die Bewirtungskosten sind nur dann nach § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 EStG abziehbar, wenn eine gesonderte Einzelabrechnung dieser Aufwendungen erfolgt. - Aufwendungen für das „Werbepaket“
Die in den vertraglich abgeschlossenen Leistungspaketen neben den Eintrittskarten, der Bewirtung, der Raumkosten u. ä. erfassten Aufwendungen für ein Werbepaket sind grundsätzlich als Betriebsausgaben gemäß § 4 Abs. 4 EStG abziehbar. - Behandlung beim Empfänger
Bei den Empfängern der Zuwendungen (vgl. zu 1 Buchstabe a) ist der geldwerte Vorteil wegen der betrieblichen Veranlassung als Betriebseinnahme zu erfassen, und zwar auch dann, wenn für den Zuwendenden das Abzugsverbot gem. § 4 Abs. 5 Nr. 1 EStG gilt (BFH v. 26.09.1995, VIII R 35/93, BStBl II 1996, 273).
Der Vorteil aus einer Bewirtung (vgl. zu 1 Buchstabe b) im Sinne des § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 EStG ist aus Vereinfachungsgründen beim bewirteten Steuerpflichtigen nicht als Betriebseinnahme zu erfassen (R 18 Abs. 3 EStR 2002).
2. VIP-Aufwendungen für Arbeitnehmer
- Geschenke
Aufwendungen für Geschenke an Arbeitnehmer sind vom Abzugsverbot des § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 EStG ausgeschlossen und somit in voller Höhe als Betriebsausgaben abziehbar. Die Zuwendung stellt für den Arbeitnehmer Arbeitslohn dar. - Bewirtung
Bewirtungen, die der Steuerpflichtige seinen Arbeitnehmern gewährt, gelten als betrieblich veranlasst und unterliegen mithin nicht der Abzugsbeschränkung des § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 EStG. Beim Arbeitnehmer führt dies zu steuerpflichtigem Sachbezug gemäß § 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG i. V. m. § 2 Abs. 1 LStDV. Die Freigrenze des § 8 Abs. 2 Satz 9 EStG von 44 € (ab VZ 2004; bis einschließlich VZ 2003 50 €) monatlich und R 31 Abs. 8 LStR zur steuerlichen Erfassung und Bewertung der Mahlzeiten sind zu beachten.
Zu unterscheiden hiervon ist die Bewirtung aus geschäftlichem Anlass, an der Arbeitnehmer des Steuerpflichtigen lediglich teilnehmen (Beispiel: der Unternehmer lädt anlässlich eines Geschäftsabschlusses die Geschäftspartner und seine leitenden Angestellten ein). Hier greift § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 EStG auch für den Teil der Aufwendungen, der auf den an der Bewirtung teilnehmenden Arbeitnehmer entfällt.
3. Privat veranlasste VIP-Maßnahmen
Ist die Leistung des Unternehmers privat veranlasst, handelt es sich gemäß § 12 Abs. 1 Nr. 1 EStG in vollem Umfang um nicht abziehbare Kosten der privaten Lebensführung; bei Kapitalgesellschaften können verdeckte Gewinnausschüttungen vorliegen. Eine private Veranlassung ist u. a. dann gegeben, wenn der Steuerpflichtige die Eintrittskarten an Dritte überlässt, um damit gesellschaftsrechtlichen Konventionen zu entsprechen, z. B. Bewirtung aus Anlass eines persönlichen Jubiläums (vgl. BFH v. 12.12.1991, IV R 58/88, BStBl II 1992, 524 und vom 29.03.1994, VIII R 7/92, BStBl II 1994, 843).
4. Nachweispflichten
Der Betriebsausgabenabzug für VIP-Aufwendungen ist vollumfänglich zu versagen, wenn keine Nachweise dafür vorgelegt worden sind, welchem konkreten Zweck der getätigte Aufwand diente, d. h. welchem Personenkreis aus welcher Veranlassung die Leistung zugewendet wurde.
Dagegen ist der Betriebsausgabenabzug nicht bereits aus dem Grunde zu versagen, dass der Nutzungsvertrag keine Aufgliederung des vereinbarten Nutzungsentgelts einerseits und der Einräumung der sonstigen werblichen Möglichkeiten andererseits zulässt. Die Grundsätze des Urteils des Finanzgerichts Bremen vom 07.03.2000 (FG Bremen, Urteil v. 07.03.2000, 200088 K 3, EFG 2000, 724) sind nicht anzuwenden. Soweit die vertraglichen Vereinbarungen keine Aufschlüsselung des Pauschalpreises in die einzelnen Arten der Ausgaben enthalten, führt dies nicht zu einem generellen Abzugsverbot. Vielmehr ist im Wege der sachgerechten Schätzung mittels Fremdvergleichs unter Mitwirkung des Unternehmers zu ermitteln, in welchem Umfang die Kosten auf die Eintrittskarten, auf die Bewirtung und/oder auf die Werbung entfallen. Das vereinbarte Gesamtentgelt ist hierbei einzelfallbezogen unter Würdigung der Gesamtumstände nach dem Verhältnis der ermittelten Teil werte für die Einzelleistungen aufzuteilen; für die Abzugsfähigkeit von Bewirtungskosten ist jedoch Tz. 1 Buchstabe b) zu beachten. Im Rahmen der Einzelfallprüfung ist ggf. auch eine Kürzung der ausgewiesenen Werbekosten vorzunehmen, wenn diese im Fremdvergleich unangemessen hoch ausfallen.