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Rundschreiben 3/02 (RS 3/02)

Rundschreiben 3/02 (RS 3/02)
vom 14. Januar 2002
(Abl. MBJS/02, [Nr. 1], S.16)

Curriculare Vorgaben - Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik

1. Das Brandenburgische Schulgesetz wurde durch das Zweite Gesetz zur Änderung des Brandenburgischen Schulgesetzes vom 1. Juni 2001 (GVBl. I S. 62) umfassend novelliert. Die überwiegenden Änderungen sind am 1. August 2001 in Kraft getreten. Die Rahmenlehrpläne für die einzelnen Schulstufen werden unter Berücksichtigung der Änderungen des Brandenburgischen Schulgesetzes weiterentwickelt und überarbeitet. Sie werden insbesondere verbindliche Anforderungen und Inhalte (Kerncurriculum) sowie Gestaltungsfreiräume und Wahlmöglichkeiten in Bezug auf den Unterricht der Fächer, Lernbereiche, übergreifenden Themenkomplexe oder Lernfelder bestimmen.

Die Umsetzung der Ziele und Grundsätze der Erziehung und Bildung gemäß § 4 des Brandenburgischen Schulgesetzes erfordert eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik im Unterricht aller Schulstufen. Zur Gewährleistung einer zügigen Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben wird im Vorgriff auf die Überarbeitung der Rahmenlehrpläne und deren Inkraftsetzung bestimmt, dass die

„Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik“

Kernbestandteil des Curriculums in den Fächern Geschichte und Politische Bildung ist. In der Anlage werden weitergehende Hinweise zum Unterricht gegeben.

2. Die Hinweise zum Unterricht gelten im Sinne kumulativen Lernens für alle Jahrgangsstufen, d. h. sie bedürfen schulintern der altersangemessenen Berücksichtigung in der Umsetzung in die schuleigenen Lehrpläne. Ebenso sind sie bei der Festlegung pädagogischer Ziele und Schwerpunkte der Arbeit gemäß § 7 Abs. 2 des Brandenburgischen Schulgesetzes zu berücksichtigen.

3. Die Hinweise zum Unterricht sind allen Lehrkräften sowie den Mitwirkungsgremien der Schule zugänglich zu machen. Werden die Hinweise zum Unterricht durch einen Rahmenlehrplan außer Kraft gesetzt, sind sie fünf Jahre aufzubewahren. Danach können sie formlos vernichtet werden.

4. Dieses Rundschreiben tritt am 1. Februar 2002 in Kraft.

Anlage

Die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)
(Hinweise zum Unterricht)

1. Allgemeines

Es ist Aufgabe der Schulen, die Bildungs- und Erziehungsziele gemäß § 4 des Brandenburgischen Schulgesetzes im Unterricht der Fächer, Lernbereiche, übergreifenden Themenkomplexe oder Lernfelder umzusetzen. Zur Fähigkeit, Zukunft zu gestalten, gehört reflektierendes Erinnern. In den Schulen des Landes Brandenburg ist die Geschichte der DDR verpflichtender Unterrichtsgegenstand in den Fächern Geschichte und Politische Bildung, darüber hinaus Thema des Unterrichts der Fächer, Lernbereiche, übergreifenden Themenkomplexe oder Lernfelder.

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR ist auch für das Verständnis der Werte und Normen des Grundgesetzes und eine demokratische Erziehung notwendig. Geschichtliche Betrachtungen setzen Anteilnahme und Distanz voraus. Es ist Aufgabe der Lehrkräfte, sich diesem Anspruch zu stellen. Gute Beispiele im Land Brandenburg zeigen, dass Lehrkräfte zusammen mit ihren Schülerinnen und Schülern, mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern und Zeitzeugen mit hoher Sensibilität die jüngere Geschichte erfahrbar machen. Der von vielen Zeitzeugen, den Lehrkräften selbst erlebte Alltag und die bedeutsamen historischen Daten mit ihren Wirkungen auf das Leben jedes Einzelnen werden so für Schülerinnen und Schüler, für die dies bereits Geschichte ist, nachvollziehbarer und konkret.

2. Rahmenlehrpläne

Die künftigen Rahmenlehrpläne werden die verbindlich zu bearbeitenden Inhalte und Themen präzise ausweisen und den Lehrkräften deutliche Orientierungspunkte geben.

Die derzeit geltenden Vorläufigen Rahmenpläne geben zum Beispiel für die Fächer Geschichte und Politische Bildung folgende Thematisierungen vor:

Geschichte Sekundarstufe I

  • Die Welt nach 1945
  • BRD und DDR - Die Gründung beider deutscher Staaten
  • Der Ost-West-Konflikt - Krisen in Europa
  • Deutschland einig Vaterland?

Geschichte Sekundarstufe II (GOST)

  • Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert: Herrschaftssystem und Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur (Rahmenthema)
  • Die Teilung Deutschlands und die Geschichte der beiden deutschen Staaten bis zur Wiederherstellung der deutschen Einheit (Kursthema)
  • Geschichte der bipolaren Welt 1945 - 1989 (Kursthema)

Politische Bildung Grundschule

  • Grundverständnis für Pluralismus und Demokratie

Politische Bildung Sekundarstufe I

  • „Wir sind das Volk“ - Volksbewegung und Parteien
  • „99,89 % - Die Partei hat immer recht.“
  • „Diktatur und Demokratie“
  • „Ossis und Wessis“

Politische Bildung Sekundarstufe II (GOST)

  • „Wir sind das Volk!“ - Demokratiemodelle im Vergleich
  • „Rückgabe vor Entschädigung?“ - Der Einigungsvertrag und seine Folgen
  • „Rot = braun“? - Über die Vergleichbarkeit von faschistischen und sozialistischen Ideologien und Staaten
  • Zwei Staaten - eine Nation! Spaltung und Einheit Deutschlands nach 1945

Darüber hinaus ist es Aufgabe der Lehrkräfte, insbesondere auch bei dieser Thematik Formen fachübergreifenden und fächerverbindenden Arbeitens zu nutzen.

Dabei können zum Beispiel folgende Gesichtspunkte zur Geltung kommen:

  • besondere Ereignisse (wie 17. Juni 1953, 13. August 1961, 9. November 1989);
  • nachhaltige Interessen und Fragen der Schülerinnen und Schüler;
  • lokale oder regionalspezifische Bedingungen (wie Gedenkstätten als Orte der Mahnung, Erinnerung und Begegnung, Dokumentenanalyse, Zeitzeugenberichte und Befragungen (oral history, Lesungen);
  • Kooperationsmöglichkeiten (z. B. unter Beteiligung mehrerer Fächer und außerschulischer Kooperationspartner);
  • Projekte, die das jeweilige Schulprofil mitprägen.

3. Materialien

Für die Unterrichtsgestaltung kann bereits jetzt auf eine Vielzahl von Materialien zurückgegriffen werden, die Hilfe bei der Themenauswahl und der thematischen Aufarbeitung geben. Insbesondere wird auf folgende Materialien hingewiesen:

Gebauer, Lehmann, Paul-Calm, unter Mitwirkung von Heinlein und Karsten: Wir sind das Volk! DDR 1989 - ein Volk erzwingt die Demokratie, Handreichung für den historisch-politischen Unterricht in den Sekundarstufen I und II, hg. v. Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest 1992

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (Hrsg.): Geschichte, Struktur und Funktionsweise der DDR-Volksbildung, Berlin 1996/1997, (4 Bände)

Medienpädagogisches Zentrum des Landes Brandenburg (Hrsg.): Erziehung für das Militär? Erziehung für den Frieden! - Unterrichtsmaterialien zur Auseinandersetzung mit der vormilitärischen Erziehung in der DDR, 1995

Tilman Grammes, Ari Zühlke: Ein Schulkonflikt in der DDR. Arbeitshilfen für die politische Bildung. Dokumentenband und Leitfaden zum Dokumentenband. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn/Zwickau o. A.

Jens Gieseke unter Mitarbeit von Doris Hubert: Die DDR-Staatssicherheit. Schild und Schwert der Partei. Reihe: Deutsche Zeitbilder. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000

Gabriele Schnell: Jugend im Visier der Stasi, Landeszentrale für Politische Bildung, Potsdam 2001

Bernd Faulenbach, Annette Leo, Klaus Weberskirch: Zweierlei Geschichte. Lebensgeschichte und Geschichtsbewusstsein von Arbeitnehmern in West- und Ostdeutschland. Reihe: Klartext. Bd. 11, Essen 2000

Martin Tabaczek, Johannes Altenberend: Deutschland nach 1945. Teilung und Einheit im internationalen Kräftefeld. Geschichts-Kurse für die Sekundarstufe II. Bd. 5, Schöningh Verlag, Paderborn 1997

Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Hrsg.): Die Schule in der DDR im Blick der Staatssicherheit, Thillm, „Materialien“, Heft 42, 2001

Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Hrsg.): Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR: Fluchtgeschichten, Thillm, „Materialien“, Heft 51, 2001

Weitere Titel können beim Pädagogischen Landesinstitut Brandenburg (PLIB) über das Internet unter www.plib.brandenburg.de [Anmerkung der BRAVORS-Redaktion: Zum Stand März 2005 das LISUM Brandenburg www.lisum.brandenburg.de] und im Medienpädagogischen Zentrum (MPZ) [Anmerkung der BRAVORS-Redaktion: Zum Stand März 2005 das LISUM Brandenburg] www.bildung-brandenburg.de, bei der Landeszentrale für politische Bildung Brandenburg und der Bundeszentrale für politische Bildung unter www.politische-bildung.de gefunden werden.

Das MPZ bietet eine Fülle von Videos und Filmen an (z. B. Dokumentationen zur DDR-Justiz, zum Umbruch 1989/90, zum Medien- und Kulturbereich der DDR, Selbstzeugnisse von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern).

Über das Internet: www.ddr-suche.de können zur DDR-Geschichte Materialien bezogen werden. Hierzu Beispiele für Stichworte:

Aufarbeitung
Betrieb und Kollektiv
Freizeit (DDR-Computer Zeitschriften und Comics)
HO und Handel
Mauer und Grenze
Museen und Gedenkstätten
Musik
NVA
Personen
Staat
Stasi
Verkehr
Witze

4. Institutionen

Verschiedene Institutionen bieten den Schulen Materialien an und stehen außerdem mit Referentinnen und Referenten zur Verfügung. Sie sind auch dabei behilflich, Zeitzeugen zu gewinnen. Dies sind insbesondere

  1. die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Glinkastraße 35, 10106 Berlin, Internet: http://www.bstu.de,
  2. Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Grimmaische Straße 6, 04109 Leipzig, (Dauerausstellung Geschichte der DDR als Diktatur und der Widerstand gegen die Herrschaft der SED), Internet: www.hdg.de,
  3. das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR e. V., Erich-Weinert-Allee 3, 15890 Eisenhüttenstadt, (Dokumentation zur Kultur-, Sozial- und Alltagsgeschichte), Internet: www.alltagskultur.de,
  4. die Gedenkstätte „Lindenstraße 54“, Lindenstraße 54-55, 14467 Potsdam, (Dokumentation zur politischen Justiz in Potsdam von 1935 - 1989), Tel.: 0331/28968-03,
  5. das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e. V., 14467 Potsdam, Am Neuen Markt 1, (Vergleichende Forschung zur Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR; die DDR im deutschen und europäischen Systemkonflikt), Internet: www.zzf-pdm.de.

Auch Besuche bei den genannten Institutionen werden empfohlen, da sie über umfangreiches Anschauungsmaterial und eine Vielzahl von Dokumenten verfügen.

Dabei wird insbesondere auf die Behörde der „Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik“ hingewiesen. In einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport und dieser Behörde wird u. a. festgelegt, welche Angebote diese Behörde den Schulen unterbreiten wird.

In Einzelfällen können Zeitzeugen auch im Rahmen des Zeitzeugenprogramms des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport vermittelt werden (Geschäftsstelle Gedenkstättenpädagogik, Leiter: Herr Vogel, Tel.: 0331/866 - 3870). [Anmerkung der BRAVORS-Radaktion: Zum Stand März 2005 das Referat 36, Frau Rohmer-Stänner.]